
Das Medienseminar der Deutschen Sporthilfe bot auch in diesem Jahr wieder Athleten eine mediale Schulung, um den Umgang mit den Medien professionell zu gestalten
Melanie Kahl-Schmidt
Was ist mindestens genauso wichtig für eine erfolgreiche Karriere wie der perfekte Sprung, der schnellste Sprint und jede persönliche Bestleistung? Es ist das Auftreten eines Profisportlers vor der Kamera und ein geschultes Verhalten in Interviewsituationen. Nicht selten wird den Athleten schon kurz nach den größten Erfolgen aber auch nach schmerzlichen Niederlagen mindestens ein Mikrofon direkt vor die Nase gehalten.
Wie reagieren? Wie die Emotionen in Schach halten? Was sagen? Wie und wohin schauen? Fragen über Fragen, die den zumeist mit solchen Situationen unbeholfenen Profisportlern durch den Kopf schießen und die schnell zu einem ungeschickten Auftritt führen können. „Es wäre naiv zu glauben, der Job eines Profisportlers sei damit getan, von der Bahn oder aus dem Becken zu gehen. Bereits davor und danach liegen weitere wichtige Aufgaben im Umgang mit den Medien, die für den Verlauf der Karriere enorm wichtig sind“, ist Hauptseminarleiter Volker Michel sicher.
Um genau dort die Sportlerinnen und Sportler zu unterstützen, bietet die Deutsche Sporthilfe seit 6 Jahren Medienseminare an. In diesem Jahr fanden sich bei der über die Laufbahnberaterinnen Marlene Wienold und Nina Reermann vom Olympiastützpunkt Rheinland Pfalz/Saarland organisierten Veranstaltung 12 Sportlerinnen und Sportler Mitte September im Bootshaus des Mainzer Rudervereins ein, der dankenswerterweise großzügige Räumlichkeiten direkt am Rhein gelegen zur Verfügung gestellt hatte. Zum Referententeam gehörte neben dem ehemaligen Handball-Nationalspieler Volker Michel, der seit dem Jahr 2009 Sportler in ihrer Medienarbeit berät, Marina Failing und der Gesamtsportchef der Verlagsgruppe Rhein-Main, Tobias Goldbrunner.
„Wir arbeiten hier mit Athleten aus solchen Sportarten, die für ihren finanziellen Background selbst verantwortlich sind. Je sicherer und überzeugender sie im Umgang mit den Medien sind, umso besser können sie sich vermarkten“, führt Michel weiter aus. Es gehe dabei auch um Themen der Persönlichkeitsentwicklung. „Wer bin ich? Was sind meine Werte? Und werden diese Werte in der Öffentlichkeit so wahrgenommen, wie ich das gerne hätte? Genau darum geht es in den Übungen, die wir mit den Sportlerinnen und Sportlern machen“.
Neben wertvollen Tipps im Umgang mit Print- und Onlinemedien sowie praktischen Hinweisen auf Fallgruben im Umgang mit den Medien ging es aber auch um das Thema Körpersprache, Gestik und Mimik. „Man überzeugt als Spitzensportler nur, wenn seine Körperhaltung genau das transportiert, was er sagt. Anhand praktischer Übungen werden Sportler vorbereitet, den kommunikativen Anforderungen des modernen medialen Lebens an den Spitzensportler in der Öffentlichkeit gewachsen zu sein“, erklärt Michel seine Arbeitsansätze. Was Taekwondo-Kämpfer Jona Pörsch nach dem Seminar nur bestätigen konnte: „Das wichtigste für mich war, dass in gestellten Interviews mein persönliches Auftreten und meine Außenwirkung verhaltensnah analysiert wurde und man mir im Anschluss daran ein individuelles Feedback gegeben hat.“
Auch Siebenkämpferin Mareike Rösing zog ein positives Fazit: „Man sieht in den Medien immer wieder Interviews, in denen Sportler nicht ganz so gut auftreten. Um dem entgegenzuwirken finde ich es wichtig, sich damit zu beschäftigen. Mir hat es aber nicht nur etwas für den Sport gebracht, sondern auch für meinen Beruf. Ich bin bei der Polizei Rheinland-Pfalz beschäftigt und auch da finde ich ein professionelles und sicheres Auftreten sehr wichtig.“
Die Selbstdarstellung der AthletInnen auf ihren Homepages kam ebenfalls auf den Prüfstand. Im Wechsel zwischen theoretischen Grundlagen und praktischen Übungen wurden die Inhalte von allen Seiten umfassend durch die Sportler erarbeitet sowie anhand von Selbst- und Fremdreflektion verinnerlicht. „Ein solches Seminar ist wichtig, weil ein positives Auftreten für Sportler und ihre Karriere essentiell ist und wir so auf verschiedenste Situationen vorbereitet wurden. Ich habe drüber hinaus gelernt, wie ich mich selbst wahrnehme und wie mich andere wahrnehmen und wie ich in Alltagssituationen selbstbewusst bin und weiß, was ich tue“, zeigte sich Stabhochspringerin Marie Sauerwein zufrieden mit dem Erarbeiteten. „Dazu habe ich auf der einen Seite durch ganz viele verschiedene Übungen gelernt, mit der Kamera umzugehen. Auf der anderen Seite ist mir bewusst geworden, wie ich mit simplen Methoden von mir überzeugen kann.“
Dass ein Tagesseminar die Welt nicht aus den Angeln hebt, ist dabei allen bewusst. „Natürlich kommt es am Ende darauf an, wie groß das Medieninteresse bei jedem einzelnen Sportler ist. Aber dieses Tagesseminar ist eine elementare Basis, auf der nach Bedarf natürlich weiter aufgebaut werden kann. Aber als Grundlage ist es unerlässlich und bietet vielen Teilnehmern solch wertvolle Impulse, dass vieles danach schon sicherer und einfacher wird“, so Michel.
Am Ende ist es wie bei so vielen Dingen im Leben: Es kommt auf die Erfahrung an. Je geübter der Athlet im Umgang mit den Medien wird, desto sicherer und überzeugender ist sein Auftreten und somit steigt auch der daraus entstehende Mehrwert. „Je besser wir etwas vorbereiten, desto mehr nehmen wir ihm dem Schrecken.“ Und so werden die Sportlerinnen und Sportler, die an diesem Medienseminar teilnahmen, zukünftig sicher nicht mehr durch die vor einem Mikrofon im Kopf umherschießenden Fragen belastet, abgelenkt oder verunsichert.