„Mein Leben hat sich gelohnt“, gab Oleg Zernikel am Samstag fast ehrfürchtig zu Protokoll, als er den Titel bei den Deutschen Meisterschaften im Stabhochsprung gewonnen hatte. „Das Lebensziel ist erreicht.“ Der 26-Jährige vom ASV Landau bezog diese Aussage weniger auf den Titelgewinn als viel mehr auf das Erreichen der Qualifikationsnorm für die Olympischen Spiele. Denn mit einem Sprung über 5,80 Meter hatte Zernikel im Eintracht-Stadion von Braunschweig seine persönliche Bestleistung um zwanzig Zentimeter gesteigert und damit sein Ticket für die Spiele in Tokyo gelöst.

Zweiter wurde Lita Baehre mit 5,70 Meter vor Raphael Holzdeppe, der mit 5,50 Meter im dritten Versuch sowie Fehlversuchen über 5,60 und 5,70 Meter nur Dritter wurde. Mit ihm und bei dessen Trainer Andrej Tivontschik in Zweibrücken trainiert Zernikel. „Oleg hat den Erfolg verdient“, konstatierte der ehemalige Weltmeister Holzdeppe nach dem Wettkampf.

Im Alter von elf Jahren war Zernikel mit den Eltern aus Almaty in Kasachstan nach Landau in der Pfalz gekommen. Bei der U-18-Weltmeisterschaft 2011 wurde er Vierter, drei Jahre später bei der U-20-WM Dritter. Mit 19 Jahren meisterte er bereits 5,50 Meter. Danach folgten fünf Jahre, die ihn kaum vorwärts bzw. aufwärts brachten. 2018 war der Tiefpunkt erreicht. Bei drei von fünf Wettkämpfen hatte er keinen einzig gültigen Versuch und dachte ans Aufhören.

Nach einem Wechsel des Studienfachs und dem Trainerwechsel zu Tivontschik geht es aufwärts für Zernikel, der noch viel vor hat: „Wenn ich 5,80 Meter springen kann, kann ich auch an 5,90 denken.“

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FOTO: Oleg Zernikel / dpa_picture alliance