Freiburg – Beim Trainingsauftakt der DRB-Auswahl im neuen Kalenderjahr war es so weit, Trainer Frank Hartmann wurde im Trainingscamp Herzogenhorn aus dem Greco-Trainerteam um Bundestrainer Michael Carl herzlich verabschiedet.
Noch im Sommer 2021 hatte der Trainer, der über viele Jahre den Bundesstützpunkt in Saarbrücken geprägt hat, mit Etienne Kinsinger einen Athleten im Rennen um olympische Medaillen, mit Gennadij Cudinovic kam der einzige, deutsche Teilnehmer im freien Ringkampf aus dem saarländischen Leistungszentrum.
„Man macht das alles für den Sport, für die Jungs und am Ende war es das Team, dass sehr gut funktioniert hat“, war für Frank Hartmann vor allem der Zusammenhalt ein wichtiger Punkt zum Erfolg. „Auch ich habe mich dort eingebracht, meine Erfahrungen an die Athleten und Trainerkollegen weitergegeben“, so der erfahrene Coach, dem die Arbeit mit dem DRB-Greco-Team viel Spaß gemacht hat.
„Man kann hier keinen Einzelnen hervorheben, es war der Zusammenhalt der Ringer, aber auch ein sauberes Miteinander unter den Trainerkollegen, eben ein funktionierendes Führungssystem“, beschreibt Hartmann die Erfolge der ‚Golden Generation‘ mit den Aushängeschildern Frank Stäbler, Denis Kudla, Eduard Popp, Etienne Kinsinger, die den DRB in Tokio erfolgreich vertraten.
Angefangen hat alles im erzgebirgischen Lugau, „… Freunde haben mich mit zum Training genommen, dort hatte ich mit sieben Jahren mit Ringen begonnen, zunächst im Freistil, bei meinem ersten Trainer Horst Unger.“, erinnert sich Frank Hartmann an den Beginn seiner sportlichen Laufbahn, die ihn über Aktivist Oelsnitz/E. zum SC Motor Zella-Mehlis führte. Hier zieht Hartmann Parallelen zur heutigen Situation im Sport: „… damals wie heute, man muss begreifen, dass es nur mit einer Zentralisierung geht, bei der die besten Sportlern mit den besten Trainern arbeiten“.
Frank Hartmann sammelte zunächst im Jugendbereich Erfahrungen, ihm gelang jedoch gleich bei seinen ersten DDR-Meisterschaften 1965 in der B-Jugend der Sprung auf den Bronzerang. Bei den Junioren wiederholte er den Erfolg 1967 erneut auf heimischen Matten in Zella-Mehlis, zwei Jahre später war er an der Spitze angelangt, wurde erstmals DDR-Meister der Junioren. Im selben Jahr gewann Frank Hartmann auch Bronze bei den Männern, hatte damit den berühmten Fuß zum Männerbereich in der Türe. Und die Reise ging aufwärts, 1970 gewann er Silber, 1971 dann die Goldmedaille. Damit betrat Frank Hartmann auch die internationale Ringerbühne, bei den Weltmeisterschaften 1971 belegte er in Sofia (BUL) den 7. Platz, bei den Olympischen Spielen 1972 in München belegte er als 22-Jähriger den 6. Platz. „Ich konnte damals mit dem Olympiasieger von 1968 Rudolf Vesper trainieren, von dem ich mir viel abgeschaut habe“, erklärt Frank Hartmann, der allerdings 1974 seine eigene, sportliche Laufbahn nach einer Beinverletzung abbrechen musste. Ihm wurde die Möglichkeit unterbreitet, als Trainer zu arbeiten. Frank Hartmann nahm das Angebot an und trat in die großen Fußstapfen der Trainerlegende Helmut Albrecht als Spitzentrainer, leitete die Männergruppe, in der auch der heutige Sportdirektor Jannis Zamanduridis trainierte, bis 1989. „Zum Beginn war es nicht einfach, als ehemaliger Sportler die Trainingsgruppe der Kameraden zu übernehmen, aber es hat sich alles eingeschliffen“, so Frank Hartmann zum Start in die neue Trainerlaufbahn.
Eine Weiche in seinem Leben musste Frank Hartmann nach der politischen Wende 1990 stellen, da im Leistungszentrum SC Motor Zella-Mehlis die Lichter ausgingen, viele Athleten in Richtung alte Bundesländer abwanderten, oder ihre Laufbahn beendeten.
Frank Hartmann suchte am Standort Schifferstadt eine neue Herausforderung, fungierte dort zwischen 1991 und 1996 als Trainer, betreute die DRB-Ringer auch bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. „Die Umstellung auf neue Strukturen im Sport war nicht einfach, doch am Ende hat es gepasst“, so der Ex-Erzgebirger, der dann nach Saarbrücken wechselte, wo er den dortigen Stützpunkt zu einem der führenden Leistungszentren Deutschlands machte, aus dem zahlreiche DRB-Auswahlkader hervorgingen, die auf internationalen Matten großartige Erfolge erzielten.
Frank Hartmann blickt heute auf eine lange Geschichte, angefüllt mit sportlichen Erfolgen als Athlet und Trainer, aber auch auf viele Geschichten zurück, die er bei Wettkämpfen rings um den Erdball erlebte. Den weiteren Weg seiner Schützlinge wird er nun am heimischen TV und im Livestream am PC verfolgen.
Jörg Richter
FOTOS:
Frank Hartmann bei der Arbeit in der Trainerecke, auf dem Foto betreute er DRB-Auswahlringer Peter Oehler.
Frank Hartmann und Jörg Richter (DRB-Media-Team / Red. Ringsport-Magazin) bei der Ringer-Weltmeisterschaft 2015 in Las Vegas.